„6 Sekunden aus dem Leben der Katharina L.“

Beschreibung

Nach Platon ist die Bewegung ein Phänomen, das niemals vollständig erfasst oder beschrieben werden kann. Sie entspringt einer unendlichen und kontinuierlichen "geistigen" Selbstbewegung, die gleichbedeutend mit dem Leben und der Seele ist.

Für diese Bilderserie wurde der Tänzerin Katharina Lorenz der experimentelle Rahmen gesetzt, ihren Bewegungschoreographien - mit Platon gesprochen „ihren kontinuierlichen geistigen Selbstbewegungen“ - freien Lauf zu lassen, währenddessen der Fotograf immer wieder Sequenzen von jeweils 6 Sekunden belichtet.

Entstanden sind Fotografien, ausschnitthafte, materielle, überdauernde Objekte von etwas, das im Kern immateriell, vergänglich und momenthaft ist.

Ein einerseits trauriger, fast gewalttätiger Akt, weil er die potenziell unendliche Bewegung auf einen bildlichen Moment fixiert, gleichzeitig hoch emanzipatorisch, weil er verdeutlicht, dass die Fotografien eine von dem Erlebnischarakter der Bewegungschoreographie gänzlich autonome Entität sind.

Der Titel „6 Sekunden aus dem Leben der Katharina L.“ verweist auf dieses Paradox, denn das Gesicht von Katharina L. ist kaum erkennbar, über sie oder ihr (Er-)Leben erfahren wir nichts. Involviert sind wir als Betrachter*innen „lediglich“ in die ästhetischen Parameter der Fotografie.

 

„The Roaring Sixties“ von Roland Willaert
Bei uns Menschen lebt ein Teil der Seele in der weiten Welt, ein ständiges Fernweh. Ohne Corona kann man dieses Bedürfnis befriedigen. Das Denken oder das Verlangen oder was es auch ist , ist in den Bergen, an den Stränden oder irgendwo unter einem anderen fremden Sternenhimmel, aber auch als ein Verlangen nach längst vergangenen Zeiten.

ach ja, was soll ich sagen? Seit zwei Jahren fühle ich mich plötzlich alt, nicht, dass ich in der Ecke sitze und Trübsal blase. Nein. Ich denke nach über mein fast zweiundsiebzigjähriges Leben und schwelge zum Teil in der Vergangenheit. War es wirklich schöner, als es noch die alten teueren Polaroids gab mit den schrägen zu bunten Farben? Die Mädchen mit den Petticoats, bunten Kleidchen, Cocktailhosen und Eyecatbrillen, dem röhrenden Ford Mustang? Um dem grauen Alltag im Covid -Lockdown zu entgehen, organisierte ich alles für vier Sixties-Fotoshootings mit Models, Retro-Kleidern, -Accesoires, blühenden Rapsfeldern, blauem Himmel und einem roten Ford Mustang. 

GEGEN KRIEG ! 

Ein Fotoprojekt 

Das verlorene Paradies“Lesung und Gespräch mit Franziska Troegner und Roland Willaert in der Brotfabrik Caligariplatz 1 13086 Berlin am Freitag, 27. Mai 2022 um 19:30

Das verlorene Paradies“. Ein Buch mit 59 dramatischen Erzählungen und dazu inszenierten Fotos. Jeder Mensch hat in seinem Leben mindestens ein Paradies verloren. Es gab viele offene Gespräche mit den Protagonist*innen, aus denen Roland Willaert einenText formulierte. Daraus entwickelte er die Inszenierung der Fotos.

Das Paradies ist verheißungsvoll, es verspricht ein Leben in Harmonie, Genuss und Verbundenheit. Doch ist dieser leichte, glückselige Zustand an den Aufenthalt im Paradies gebunden. Erkenntnis dagegen führt, zumindest in der christlichen Tradition zur Vertreibung aus diesem Paradies. In diesem Sinne erleidet jeder Mensch im Laufe seines Lebens den Verlust mindestens eines Paradieses. Damit geht Schmerz einher, aber auch die unvermeidliche Notwendigkeit für persönliches Wachstum. Im Spannungsfeld zwischen Trauer und Aufbruch, zwischen Verlust an Identität und Neudefinition, zwischen Loslassen und Neubegreifen zeigt sich eine Qualität des Menschseins, der sich der Bildband »Das verlorene Paradies« erzählerisch und bildhaft widmet.

»Das verlorene Paradies« von Roland Willaert ist ein literarischer Bildband, der Lebensgeschichten über persönliche Paradiese und deren Verluste mit fotografischen Porträts verbindet. Aus offenen Gesprächen zwischen Fotograf und Protagonist*in wurden gemeinsam Texte entwickelt, aus denen sich dann die fotografischen Interpretationen ergaben. An dem Abend liest die Schauspielerin Franziska Troegner eine Auswahl der Texte aus dem Bildband und spricht mir Roland Willaert über das Zustandekommen seines Buches.

Franziska Troegner steht zum ersten Mal mit fünf Jahren auf der Bühne des Berliner Metropol Theaters. Nach dem Abitur 1973 erhält sie eine Ausbildung und ein anschließendes Engagement am Berliner Ensemble. Seit Beginn ihrer Theater-Laufbahn wirkte sie an mehr als 100 nationalen und internationalen Kino- und Fernsehfilmen sowie bei über 500 Hörspielproduktionen mit. Sie lebt in Berlin.

Roland Willaert ist Belgier, studierte nach dem Abitur und einer Fotoschule an der Film- und Fernsehhochschule RITCS in Brüssel. Er arbeitete als Kameramann, Regisseur, Produzent und Lehrender. Seit 2011 ist er als Fotograf und Künstler tätig. Er lebt und arbeitet in Berlin und Großenbrode.

Eintritt: 6,- / ermäßigt 4,- Euro